Sonntag, 3. Januar 2010

Korrektur zu den Wissenschaftsjahren

Daniel Fischer, Betreiber des Blogs News rund um das Internationale Jahr der Astronomie hat mich in seinem Kommentar zu meinem Posting "Mathemacher 2010..." freundlicherweise auf einen Ungenauigkeit aufmerksam gemacht. Mir war entgangen, daß es 2009 zwei "Wissenschaftsjahre" gab. Einmal das Internationale Jahr der Astronomie initiiert von der  International Astronomical Union (IAU) und der UNESCO. Zum anderen das deutsche Wissenschaftajahr 2009 Forschungsexpedition Deutschland. Letzteres habe ich kaum wahrgenommen, aber das Astronomiejahr war für mich sehr präsent.In meiner Umgebung gab es lokale Veranstaltungen und auch das MPI in Heidelberg war mit dabei.  In Daniel Fischers Blog findet man eine sehr beeindruckende Rückschau. Er beklagt die fehlende zentrale Förderung in Deutschland  hätte sich ähnliche Werbemöglichkeiten wie für das Jahr der Mathematik gewünscht. Dazu eine kurze Bemerkung von mir: erst einmal ein Glückwunsch an die vielen freiwilligen Helfer des Astronomiejahres, wie oben schon bemerkt, war es in auch in Deutschland sehr präsent. Dem Jahr der Mathematik hat der Fördertopf bestimmt viel geholfen, damit meine ich weniger Empfänge in Bonn und Berlin, sondern die Möglichkeit, Plakate und Flyer zu drucken, Workshops für Multiplikatoren wie Lehrer zu veranstalten. Den Etat hatten aber auch die Wissenschaftsjahre zuvor. Auch das Mathematikjahr hat viele Freiwillige zur Mitarbeit zu begeistert und es neben den Leuchtturmveranstaltungen auch im flachen Land sichtbar zu gemacht. (Da muß man auch  ehrlich sein, ohne den damailgen DMV-Präsidenten Günter Ziegler, der sich fest vorgenommen hatte, das Jahr der Mathematik zum Erfolg zu bringen und für die Mathematik zu werben, wäre das nicht möglich gewesen.) 


Allein das Verschütten von Fördergeldern garantiert keinen Erfolg. Ich mutmaße mal, daß das Astronomiejahr  2009 nachhaltiger war als das Jahr der Geisteswissenschaften 2007. Ein Rückblick auf dessen Veranstaltungskalender hat mich nicht beeindruckt. (Exkurs: es ist immer etwas unfair eine einzelne Veranstaltung herauszuziehen und zu kritisieren, aber werft mal einen Blick in "Was war Bielefeld". Zu dem Thema kann einem schon etwas mehr als Wehler und von Hentig einfallen, bei all ihren Verdiensten.)


Mein Schlußwort an die Astronomen: Ihr habt eine Menge aus dieser Gelegenheit gemacht, vielen Dank.






Freitag, 1. Januar 2010

Real life math: Wahlrecht und Wahlsysteme

Wenn die Welt von von dem Streben nach Geld, Macht und Liebe regiert wird, dann ist die Mathematik in zwei der drei Teilgebieten zumindest präsent. Beim Geld ist das offensichtlich, aber auch bei der Verteilung der Macht spielt die Mathematik eine gewichtige Rolle (zumindest in Demokratien). Das Wahlrecht soll bei Parlamentswahlen garantieren, daß politischer Einfluß proportional zur Anzahl der gewonnenen Stimmen verteilt wird. In der Praxis ist das jedoch ziemlich kniffelig, insbesondere in föderalen Staatsformen. 


"Mehr Stimmen bedeuten mehr Sitze" ist eine ganz banale Anforderung an ein "gerechtes" Wahlsystem. Natürlich gibt es Rundungseffekte bei der Verteilung von Sitzen, die dazu führen, daß einige Stimmen verfallen, trotzdem sollte zumindesten "Monotonie" bei der Stimmen-Sitz-Funktion gelten . In der Praxis ist es aber durchaus der Fall, daß eine Partei bei mehr Stimmen weniger Sitze bekommt. Im bundesdeutschen Wahlrecht ist dies in der Art und Weise der Verrechnung der Überhangmandate begründet. Bei Stimmen,  die zu weniger Sitzen führen wird von einem negativen Stimmgewicht gesprochen. Am 03.07.2008 hat das Bundesverfassungsgericht diese Berechnungsweise als unvereinbar mit der Gleichheit der Wahl als unvereinbar erklärt,. (Die Bundestagswahl 2009 fand jedoch noch nach alten Regeln statt.) 


Warum diese kontraintuitven Effekte eintreten, wird am besten auf der Website www.wahlrecht.de erklärt. Eine kurze Zusammenfassung der Thematik findet sich in einer Veröffentlichung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestagstags "Sitzzuteilungsverfahren - wahlmathematische Systematik und Stand der Diskussion, Infobrief vom 07.12.2009". 


Höchst empfehlenswert zum Thema ist der Chaos Radio Express Podcast "Wahlrecht und Wahlsysteme, Ein Streifzug durch die Wahlgesetzgebung und Auszählungsrealität in Deutschland" von Tim Pritlove mit Martin Fehndrich, dem Editor von www.wahlrecht.de . Am besten hat mir die Episode gefallen, wie Martin Fehndrich mit beharrlichen Wahleinsprüchen und Verdfassungsklagen irgendwann Gehör gefunden hat und auch das Bundesverfassungsgericht dem Sachverhalt einmal auf den Grund gehen wollte. 





Mathemacher 2010 ...

Das Jahr der Mathematik war ein großartiges Projekt, das am 31.12.2008 endete.

Mathemacher war eine "Mitmach"-Initiative des Jahres der Mathematik. Im Jahr 2009 wurde dann die Initiative unter dem Dach der Deutschen Mathematiker Vereinigung weitergeführt oder sagen wir es besser im Web-Speak "gehostet". Die Mathemacher sind direkt von der Homepage der DMV verlinkt und es wird immer noch der "Mathemacher des Monats" gekürt.

Im letzten Quartal 2009 waren waren alle drei Nominierungen für mathematische "Öffentlichkeitsarbeiter" während vorher vorwiegend Einzelengagements von Personen ausgezeichnet wurden, deren berufliche Tätigkeit nicht Bereich des Wissenschaftsmarketing liegt. Das halte ich für ein wenig schade. Gewiß tut der Mathematik professionelles Marketing sehr gut (und ich mag den Mathematik-Adventskalender auch sehr). Aber die Mathemacher waren ein klassisches "Community Buildung" Projekt: dezentral, eigeninitiativ, zusammengeführt auf einer zentralen Präsentationsplattform.

Es ist schwer, eine ehemalige Projektinitiative wie die Mathemacher im Dauerbetrieb am Laufen zu halten, aber das Web bietet eine Chance dafür. Ich werde anfangen, über das eine oder andere mathematische Thema in diesem Mathemacher-Blog zu bloggen und würde mich freuen, wenn viele Mathemacher ihr Engagement weiterführen.

PS: 2007 war das Jahr der Geisteswissenschaften. 2009 war das Jahr der Astronomie . Kennt jemand das Jahr 2010??? Antwort: Das Jahr der Energie, hmmm ...